Es ist noch gar nicht lange her, dass die ersten kleinen, schwarzen Schnäbel aus den Horsten herauslugten. Doch schon 8 Wochen später sitzen die Jungvögel, von ihren Eltern nur noch anhand der Schnabelfarbe zu unterscheiden, auf den Dächern der alten Backsteinhäuser und warten auf den günstigsten Zeitpunkt zum Abflug. Dieser entscheidet sich je nach Witterung und der damit verbundenen Thermik. Auch das Nahrungsangebot der Auenwiesen im Biosphärenreservat spielt eine entscheidende Rolle beim Datum für den Abflug gen Süden. Ist es sehr heiß und trocken, ist auch das Nahrungsangebot sehr knapp und die Tiere sind gezwungen, sich möglichst bald auf den Weg zu machen. Die verspürte Zugunruhe selbst ist den jungen Störchen allerdings genetisch in die Wiege bzw. den Horst gelegt worden.
Nach den ersten erfolgreichen Flugversuchen versammeln sich die Jungstörche in Jugendtrupps und fliegen gemeinsam ab. Während die Eltern, noch ausgelaugt von der Aufzucht der Jungen, erst einige Zeit später aufbrechen. In den letzten 10 Jahren hat sich das Abflugsdatum der Jungstörche um ca. eine Woche nach vorne verschoben. Lag das Abflugdatum im Jahr 2010 noch um den 20. August, rechnen die Rühstädter in den letzten Jahren schon ab dem 15. August mit leeren Storchenhorsten.
Und so heißt es dann schon bald, wie jedes Jahr. Auf Wiedersehen, mein guter Meister Adebar!